(solfeggio, solfège)
Was ist Solmisation?
Unterlegt einer Melodie die Silben des guidonischen Hexachords, jede Silbe repräsentiert eine Stufe einer Tonreihe
Solmisationssilben stehen für diatonische Tonstufen, Solmisationssilbenpaare für Melodieintervalle, z.B. do-la für c-a, f-d oder g-e.
Solmisation in der Antike
Das Silbensingen in verschiedenen Systemen ist seit vorchristlicher Zeit bezeugt.
So solmisierte man in China die Fünftonreihe mit den Silben: Kung-Shang-Kio-Chi-Yü.
Im klassischen Griechenland die Töne des diatonischen Tetrachords „e-f-g-a“ mit τα-τη-τω-τε benannt, wobei τα-τη den Halbtonschritt ausdrückt. Der nächste, höhere Tetrachord konnte mit τα, an Stelle des τε, von a aus beginnen oder sich einen Ganzton höher, an τε (a) anschließen, womit die Tonstufen h-c-d-e erreicht werden.
Das Prinzip der Verschiebbarkeit der Silbenreihe und damit die Tetrachordform, ist hier schon gegeben (und damit die Möglichkeit des Transponierens). Dabei entsteht die Doppelstufe b/h .
Das Silbensingen war prinzipiell zu allen Zeiten bekannt und üblich. Mit den jeweiligen Silben verbinden sich bestimmte Tonvorstellungen, was die Tonfindung beim Singen erleichtert.
Mittelalter: Guido von Arezzo
Ohne Kenntnis der antiken Vorbilder führt Guido von Arezzo (um 992 – 1050) den Hexachord mit den sechs Stufen „ut-re-mi-fa-sol-la“ (c-d-e-f-g-a) ein. Die Silbennamen entstammen den Anfangssilben der Versanfänge eines Johannes-Hymnus aus dem 9.Jh., „Ut queant laxis“, die alle fünf Vokale mit verschiedenen Konsonanten enthalten.
(Der Hexachord teilt sich in zwei Trichorde, „ut-re-mi“ und „fa-sol-la“, die je aus zwei Ganztonschritten bestehen und durch den Halbtonschritt „mi-fa“, miteinander verbunden sind. Der Halbtonschritt mi-fa wird von zwei Ganztonschritten unter sich und ebenso über sich eingerahmt.)
Die Silben sind gleichermaßen auf die Hexachorde c-a, sowie g-e anwendbar.
Die Töne der Folge c-a haben dieselben Eigenschaften (Toncharaktere oder „proprietas“ bei Guido) wie die der Folge g-e. Die Halbtonschritt mi-fa steht jeweils in der Mitte. Die gemeinsame Anwendung der Solmisationssilben zeigt so die Verwandschaft (Gleichheit der Tonabstände) der Tongruppen.
Die Tonsilben dienen der Bewusstmachung der Tonqualitäten innerhalb des Hexachords. In beiden Hexachorden weist jede Tonstufe die gleiche „proprietas“ bezüglich der Stellung des Einzeltones im Gesamtgefüge auf.
Die gute Einprägsamkeit machte dieses von Guido eingeführte System so überaus erfolgreich. Ab dem 12.Jh. beschrieb man mit den Silben Intervalle. Der Ausgangston wurde mit seinem Tonbuchstaben, zB. „c“, der zweite mit der Tonstufensilbe benannt z.B. „sol“ und somit c-sol als die Quinte c-g.
Ab Mitte des 13.Jh. wurden ganze Melodien solmisiert und auf diese Weise rasch und sicher gelernt. Zu dieser Zeit wurde auch die Doppelstufe b/h berücksichtigt, die durch den Hexachord f-d entsteht.
Neben dem hexachordum naturale,(c-a), bestehen zwei weitere, durch Transposition erreichbare: hexachordum durum (g-e) und hexachordum molle(f-d). Ohne Nachdenken der Tonstrukturen waren so alle diatonischen Melodien solmisierbar.
Bis in das 17.Jh hinein wurden auch mehrstimmige Gesänge mithilfe der Solmisation einstudiert.
Solmisation heute
Die Solmisation ist eine hervorragende Methode über die eigene Stimme den Toncharakter und die damit verbundenen Intervallbeziehungen, d.h. die Tonbeziehungen innerhalb der diatonischen Skalen (Tonleitern) zu lernen, sich gewissermaßen einzuverleiben. Mit der Emanzipation der Instrumentalmusik, ihrer wachsenden Vormachtstellung gegenüber der Vokalmusik, trat die Solmisation in den Hintergrund. Ihre Grenzen in der Darstellung der zunehmend gebräuchlichen chromatischen Versetzung der Stammtöne (z.B. c-cis, a-as) wurden immer offenbarer und führten zu vielen Versuchen, Somlisation durch ähnliche, immer aber kompliziertere Systeme, bis ins 20.Jh. hinein, zu ergänzen oder abzulösen.
Ungeachtet dessen ist die Solmisation (z.B.) in Frankreich bis heute die gebräuchliche Methode, den Lernenden die Ton-und Intervallbeziehungen zu vermitteln.
Eine der heute weit verbreiteten Solmisationsmethoden wurde maßgeblich von Zoltán Kodály überarbeitet und propagiert – die sogenannte Tonika-Do-Methode der relativen Solmisation. Im Unterschied zur absoluten Solmisation, die bspw. in Frankreich gelehrt wird, steht„do“ grundsätzlichen für den Dur-Grundton, unabhängig seiner tatsächlichen Tonhöhe. In der absoluten Solmisation steht „do“ immer für den Ton „c“.
Do – Re – Mi – Fa – So – La – Ti – Do
Die heute üblichen Handgesten zur Solmisation.

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