Rhythmik

Musikalisches ist Teil der Rh.

  • unwillkürl. Atembewegung
  • Herz- u. Pulsschlag
  • willkürl. Bew. des Gehens u. Springens
  • —>Gesichts- u. Raumvorstellung betreffende Bew.

Rh. vermittelt Zeitvorstellungen

Obj. Zeitstrecken mit subj. Inhalten gefüllt

Spannung und Lösung/Entspannung – Auf und Ab

Melod., harmon. und rhythm. Bewegungsvorgänge im spezif. musikal. Zeitlichkeit

Dauer und Schwere zentrale Bestimmtheiten/Faktoren des Rh.

Tempo ist absolutes Zeitmaß/m.E. Rahmenzeitmaß, rhythm. Strukturen relatives Maß der Geschwinigkeit

Empfindung schnell/langsam abhängig vom Verhältnis zum menschl. Grundpuls 60-80 Schläge je Min.

Tempo ist an sich noch keine rhythm. Qualität

Temposchwankungen verändern allerdings rhythm. Folge durch Verschiebungen von Akzenten

Rh. u. Metrum in Unterscheidung umstritten

Musik ist tönende Ausformung universaler Lebens- u. Ordnungsprinzipien im Medium Zeit.(MGG)

Rh. hat numerale und affektuose Seite

untersch. Def.:

  1. Rh. ist dem Metrum gleich
  2. Rh. ist beseeltes Metrum, diesem daher untergeordnet
  3. Metrum ist regulierter Rh. also Gliederungsprinzip

(Dem Metrum untergeordneter Rh.:)

Hegel“Was nun zunächst die rein zeitliche Seite des musikalischen Tönens betrifft,so haben wir erstens von der Notwendigkeit zu sprechen, daß in der Musik die Zeit überhaupt das Herrschende sei; zweitens vom Takt als dem bloß verständig geregeltem Zeitmaß; drittens vom Rhythmus, welcher diese abstrakte Regel zu beleben anfängt, indem er bestimmte Taktteile hervorhebt, andere dagegen zurücktreten läßt.“ Ästhetik III,2, in:MGG 11,385

(Zeit – Takt – Rhythmus)

Metrum – ständiges Maß / Rh. – Bewegung in dem Maß

Metrum = Außen / Rh. = Innen

Gegenüberstellung Proposta und Riposta. (als tatsächlich dss Principium agens aller mus. Formen)

jedem Motiv metrisch-rh. Qualitäten eigen: der Dauer u. der Schwere

Dauer – in Längen und Kürzen aufgeteilt

(3. These ist Metrum/außen, Rh./ Innen)

in neuzeitl. MTh ist Rh. unabhängig v. Metrum als sinnvoll geformter mus Kraftverlauf MGG 11,386

untersch. rh. Formeln und metr. Schemata, voneinander unabh.

Rh. faßt objektive Zeit in subj. fassbare Dauer;

Rh. ist vorwiegend passiv erlebbar, Metrum bedarf Aktivität eines formgebenden Prinzips, bzw. formale Deutung —> jedes formale Schema ist metrisch, wiederholt Gleiches oder steht anderer Gegebenen gegenüber

Aus dem Unterricht: das fließend Schwingende der Triolen gegen das Starre, Feste der Achtel/Sechzentel. Immer ein schwerer Übergang.

Herkunft:

ῥεῖν – griech. fließen, strömen

Aristoxenos: Rhythmus ist die Ordnung der Zeiten

χρόνος πρότος – (die erste Zeit)die Kürze – Maß der rhythmischen EInheit

Substitution des Begriffs Rhythmus durch den lat. Terminus numerus

in antiker Lehre bestimmt der Rhythmus die Ordnung , die die Zeiten miteinander eingehen, das Metrum die Verknüpfung der Pedes.

Rhythmus gilt in musik-philosoph. Schriften des 18. und 19.Jh. als ein allgemeines Lebensprinzip.

Das metrische Gerüst bildet die Schwerpunkte

(nach Schenker: Rhythmik sind die Gestaltfolgen, die sich aus der Interaktion der konkreten Schichten bilden)

im 20.Jh steht der Begriff Rhythmus für die Zeitlichkeit der Musik im Allgemeinen

ρυθμός – Wortbedeutung nach den ältesten Belegen: „Form, Art, Charakter“ – widerspricht dem ρειν, „das das ‚Fließen der FLüsse und Ströme‘ meine, nicht aber den ‚Wogenschlag der Brandung‘“

Suffix -θμός deutet auf Mehrzahl gleichartiger Vorgänge hin

ρυθμός bezeichnet (Zitati nach HMT):

  1. das ‚Auf und Ab‘ von Glück und Unglück (Archilochos, 7.Jh. v. Chr.) , ebenso in der Zeichnung eines Ornaments (Aischylos 524 – 466/5 v. Chr.) oder im Gang eines Menschen (Aristophanes 5.Jh. v.Chr.)
    1. eine ‚Ordnung‘ oder einen ‚Zusatand‘ (Demokrit 460 – ca. 370 v. Chr.)
    2. ‚Sitte und Brauch‘ (Euripides 5.Jh. v. Chr.)
    3. den ‚Charakter‘, die ‚innere Ordnung eines Menschen‘ (Theognis 5.Jh. v. Chr.)
    4. ‚Art und Weise‘ (Euripides)
    5. die ‚Form‘ (Leukippos u. Demokrit 5.Jh. v. Chr.)

Seit 5.Jh. v. Chr. αρμονία und ρυθμός bilden Grundbegriffspaar der Musiktheorie

moderner Taktbegriff geht von akzentuierendem Rhythmus aus, der antike aber war quantisierend (Prinzip der Addition von Kürzen und Längen).

ρυθμός ist nach Platon allen musischen Künsten eigen: er ist formales Ordnungsprinzip, in dem alle Elemente aufeinander zu beziehen sind. Rhythmus, Harmonie und Logos bilden zusammen die Melodie . μλέλος – Harmonie, Logos und Tanzbewegung zusammen die Musiké – μουσική

Harmonie bestimmt die Ordnung des Hohen und Tiefen, der Rhythmus die des Langsamen und Schnellen (Aristoteles)

Platon und Aristoteles weisen auf den Zusammenhang von Rhythmus und Zahl hin – αριθμός

μέτρον – „Metrum im engeren Sinne bezeichnet die zahlhafte Ordnung, nach der die Folge der Versfüße abgeteilt wird“ (HMT)

„Wo der Laut, der Klang, die Rede (φωνή enthält dies alles) Gestalt annimmt….dort ist Rhythmus.“ (HMT) (Definition des Didymus nach Platon)

Nach Nikomachos (2.Jh.) ist Rhythmus die wohlgeordnete Bewegung der Zeiten. Die Objekte der Bewegung sind Arsis und Thesis. Die nicht-wohlgeordnete, nicht wohltuende, also chaotische Ordnung der Zeiten wird nicht als Rhythmus angesehen.

Der Rhythmus ist grundsätzloich unbegrenzt, das Metrum wird durch eine bestimmte Zahl gekennzeichnet. „Sie bestimmt die Anzahl der Pedes oder Silben, die ein Metrum bilden.“ (HMT)

Aristidies Quintilianus: “Das Metrum ist ein auf symmetrische Längen hin genau abgemessenens System von Pedes, die aus ungleichen Silben zusammengesetzt sind.“ (HMT)

„Jeder Vers ist ein Metrum und ein Rhythmus, jedes Metrum ist ein Rhythmus, aber niemals umgekehrt ein Rhythmus ein Metrum oder ein Metrum ein Vers.“ – Nach Hephaistion ist der Rhythmus der Vater und Ursprung des Metrums. (HMT)

Akzent (nach Kircher:)- Zeit-, melodischer, – Betonungsakzent. Erstere aus unterschiedlicher Länge, zweiter aus unterschiedlicher Höhe, dritter aus unterschiedlicher Tonstärke.

Padre G. Martini – definiert Rhythmus mehr als ästhetische Qualität: Rh. ist formal determiniertes Prinzip sinngemäßer Schönheit und Anmut – bezeichnet die Anordnung quantitativ bestimmter Teile, die untereinander, in bezug zum Ganzen und zu den Gesetzen des Sinnes ein bestimmtes, angemessenes Verhältnis einhalten, durch das alle Dinge schön und anmutig werden. (HMT)

„È il Ritmo preso in generale una disposizione di parti quantitativi aventi fra di loro, e in ordine al tutto, e alle leggi del senso una certa conveniente proporzione, per cui rendesi bella e grata ogni cosa.“

Rhythmus ist Kategorie des zentralen Terminus Disziplin.

I.Vossius (1673) hält drei Begriffe „metrum“, „rythmus“ und „pes“ auseinander – ersterer Silbenmaß, zweiter ist das Gesetz, das die Verbindung der Pedes zu sinngemäßen poetischen und musikalischen Formationen regelt, drittes definiert Vossius nicht, da es vermutlich unstrittig war. – Diese Veröffentlichung hatte weitreichenden Einfluss, da von allen namhaften zeitgenössischen Theoretikern gelesen.

Betrachtungen des Metrums bis Riemann und Schenker immer in Kategorie antiker Versmaße – wird als begrenzt und nicht weiterführend kritisiert.

Sulzer unterscheidet musikalischen von poetischem Rhythmus: poetische – Metrum und Vers; musikslische – Mensur, Tempo Takt

Riemann: „Metrum bezeichnet das numerale Moment, die abstrakte Zeitordnung, das Maß, das Gerüst,das Skelett, die reine Regelmäigkeit – das innere Taktgewicht. Rhythmus bezeichnet das musikal. Ereignis selbst, die mehr oder weniger geformte musikal. Einheit, die konkrete Figur, das Motiv oder den Klangfuß.“ (HMT)

Metrum führt zu Gruppierungen

Metrik laut Schenker „das Zeit-Schema an sich“, Rhythmik die „Gliederung der in der Zeit sich ereignenden besonderen Wort- und Tonfolgen“. – „Das Spiel innerhalb des Zeitschemas“

Metrik ist absolut, Rhythmus ist relativ. Wiederholung ist Voraussetzung für Metrik

Riemann. „Wenn der glatte Verlauf der melodischen Bewegung in gleichen Werthen das Metrum am reinsten zur Geltung bringt, so beruht das Wesen des Rhythmus in dem Wechsel von Tönen verschiedener Dauer:“

Im 20.Jh. löst sich der Aspekt der Regelmäßigkeit vom Rhythmus, nun gibt es auch „ametrische“ und „unregelmäßige! Rhythmen.

In serieller Musik sind Tondauern synonym für Rhythmus.

Rhythmus im Großen = symmetrischer Bau – diesen gilt es ebenfalls aufzuspüren.

Musikwissenschaft des 20./21.Jh. ordnet dem Rhythmusbegriff Attribute zu, bestimmt damit die Felder der Rhythmusforschung. Sie postuliert, dass es vlielerlei Arten von Rhythmus gäbe:

1.zeit- und notationsbedingte Erscheinungsweisen des Rhythmischen;

Rhythmik der Neumen, Mensuralnotation

2.gattungseigene und stilbedingte Verlaufscharaktere – bspw. Motettenrhythmik (Isorhyhtmie, Deklamationsrhythmik)

3.Attributierung durch Komponistennamen – Mozartrhythmus, Schuberts Rhythmik etc.

4.Harmonischer Rhythmus – Zeitverlauf harmon. Ereignisse


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